Verschiedene Formen des Taekwondo
Unser Verein hat die Formenschule nach dem Poomsae System der WTF (World Taekwondo Federation) ausgerichtet.
Was versteht man unter Formenschule und Poomsae?
Unter einer Form versteht man eine Sequenz an Bewegungsabläufen ähnlich dem Schattenboxen gegen einen gedachten Gegener. Dabei kommt der korrekten Ausübung, Ästhetik und persönlichen Ausstrahlung des Ausübenden einer besondere Bedeutung zu. Eine Form wird bewertet nach dem Aussehen, dem gekonnten Wechsel zwischen schnellen, kraftvollen sowie langsamen und geschmeidigen Bewegungen.
In nahezu allen fernöstlichen Kampfstilen findet man z.T. moderne, als auch über Jahrhunderte überlieferte Formen. Man kann zwischen koreanischen, chinesischen und japanischen Formen teilweise deutliche Parallelen aber auch signifikante Unterschiede erkennen.
Unter Poomsae verstehen wir ein modernes und junges Formensystem im Taekwondo.
Die Formen 1 bis 8 für Schülergraduierungen werden als Taeguk bezeichnet.
Insbesondere bei jugendlichen Sportlern wird das erlernen einer Form eher als langweilig und uninteressant empfunden. Der gekonnten Ausübung einer Form zuzusehen, ist für das beobachtende Auge aber eine wahre Freude und macht Lust auf mehr. Daher begeistern unsere Trainer mit Freude an der Disziplin und gekonnte Bewegungen.
Die Bedeutung der Schülerformen (Taeguk):
1. Form: Taeguk Il-Jang (7. Kup)
Das Trigramm der ersten Form besteht aus drei ungebrochenen, männlichen Linien. Es steht für reines Yin und wird durch den Himmel und das Licht symbolisiert. Im I-Ging wird dem Himmel die Zeugungskraft zugeschrieben, im Gegensatz zur empfangenden Erde. Allgemeiner steht der Himmel für die Schöpfung und den Anfang und die Quelle aller weiteren Entwicklungen im Taekwondo. Die Form sollte mit kraftvoller Frische in dem Bewusstsein ausgeführt werden, dass man etwas Neues beginnt.
2. Form: Taeguk I-Jang (6.Kup)
Das Symbol des Taeguk-ih-jang ist der See. Er steht für Freude und Heiterkeit. Ein heiterer Mensch ist nicht von äußeren Impulsen abhängig, sondern besitzt eigenständige, innere Kraft. Seine Stimmung ist ruhig und
ausgeglichen. Die Bewegungen der zweiten Form sollen deshalb entspannt und flüssig durchgeführt werden, dabei aber fest und kraftvoll. Der Taeguk-Ih-jang umfasst komplizierte Stellungswechsel, um dem Schüler zu größerer Balance zu verhelfen.
3. Form: Taekguk Sam-Jang (5.Kup)
Die dritte Form entspricht dem Bild des Feuers. Die Techniken dieser Form müssen mit Eifer und Enthusiasmus ausgeführt werden. Wie beim Flackern einer Flamme variieren die Bewegungen im Sam-jang mit Energieausbrüchen zwischen schnelleren und langsameren Bewegungen. So folgen z.B. auf die Ap-chagi sofort schnellere Doppelfauststöße.
4. Form: Taeguk Sa-Jang (4.Kup)
Die Bewegungen der Taeguk-sa-jang stellen einen erheblichen Fortschritt gegenüber den ersten drei Formen dar. So entsprechen sie dem Symbol des Donners. Der Donner steht für Neubeginn und Bewegung, aber auch für Kraft und Macht. Das Prinzip des Donners kommt in den kräftigen Stellungen mit selbstbewusstem Block und Schlagbewegungen zum Ausdruck. Wie der Donner Regen mit sich bringt und so die Luft bei einem Gewitter bereinigt, so beginnt der Taeguk-sa-jang dem Schüler das richtige Verständnis der Taekwondo -Techniken zu vermitteln.
5. Form: Taeguk Oh-Jang (3. Kup)
Die fünfte Form wird durch den Wind versinnbildlicht, der schnell und kraftvoll ist, dabei aber unsichtbar. Die Bewegungen umfassen schnelle und plötzliche Richtungswechsel. Der Ellbogenschlag und Hammerfaust werden
hier eingeführt. Das Prinzip des Windes wird durch die Wischbewegung der Hammerfaust und am Ende der Form beim Sprung in die Kreuzstellung dargestellt.
6. Form: Taeguk Yuk-Jang (2. Kup)
Der Taeguk-yuk-jang greift die Eigenschaften des Wassers auf: "Schwaches überwindet das Starke, Weiches überwindet das Harte". Wie das Wasser formlos ist und alle Widerstände besiegt, so muss der Schüler die sechste Form flüssig und mit sanfter Zuversicht ausführen, so als ob jede Bewegung eine natürliche Reaktion auf ein Hindernis oder eine Schwierigkeit ist, die überwunden werden soll. Die ungewöhnlichen Bewegungen der beiden Drehkicks, die hier zum ersten mal auftauchen, erinnern daran, dass der Schüler sich, wie das Wasser, ohne Zögern in jede Richtung bewegen kann.
7. Form: Taeguk Chil-Jang (1. Kup)
Das Bild der siebten Form ist der Berg. In allen Kulturen, so auch in der asiatischen, werden Berge gerne als Sitz von Klöstern und Heiligtümern gewählt. In alter Zeit glaubte man, die Berge seien der direkte Sitz der Götter oder doch wenigstens eines speziellen Berggottes. Der Berg drückt deshalb durch seine unverrückbare, mächtige Silhouette selbst Festigkeit aus, ist aber durch seine spirituelle Bedeutung auch ein Garant für den festen Bestand des Universums.Der Berg ist beständig, so wie es der Schüler sein muss, wenn er die Techniken in der Tigerstellung beginnt. Die Techniken bei dieser Form werden oft als Mehrfachkombinationen aus einer einzigen Stellung heraus ausgeführt und zeigen so, dass ein guter Schüler Balance und Stärke sowohl in der Ruhe als auch in der Bewegung haben muss.
8. Form: Taeguk Pal-Jang (1. Dan)
Das Trigramm des Taeguk-pal-jang besteht aus drei durchbrochenen, weiblichen Linien. Es steht für reines Yang, das durch die Erde symbolisiert wird. Im Buch der Wandlungen steht die Erde für empfangende Hingabe. Die Erde nimmt die kreative Kraft des Himmels auf und wird zum Ursprung des Lebens. Ebenso greift der Taeguk-paljang alles bisher gelernte auf und ist gleichzeitig die Grundlage, auf der die Formen der DAN-Grade aufbauen.
Quelle: Taekwondo-Aktuell - Ausgabe September 2001